Grüner wird’s nicht?!

Eine differenzierte Betrachtung des neuen staatlichen Textilsiegels „Grüner Knopf“

Im September 2019 hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Einführung eines neuen Textilsiegels namens Grüner Knopf eingeführt.

Das Siegel zeigt als Dachmarke Mindeststandards in der Produktion von Textilien auf. Bereits bestehende Siegel können zusätzlich genutzt werden, um weitergehende erfüllte Kriterien aufzuzeigen.

Grundsätzlich begrüßt die KLJB Deutschland die Initiative des BMZ, durch den Grünen Knopf ein staatliches Siegel für Textilien einzuführen, in welchem sowohl soziale als auch ökologische Aspekte berücksichtigt werden. Die besondere Beachtung der unternehmerischen Sorgfaltspflichten ist hierbei positiv hervorzuheben.

Allerdings erfüllt der Grüne Knopf längst nicht alle Kriterien, die ein staatliches Siegel beinhalten sollte. Bei einem solchen Siegel erwarten die Konsument*innen einen hohen Standard, dem die aktuellen Vorgaben des Siegels bisher nicht gerecht werden, denn der Grüne Knopf deckt nur das Nähen, Zuschneiden, Färben und Bleichen der Kleidung ab. Soziale und ökologische Aspekte werden bei vorgelagerten Produktionsschritten wie dem Baumwollanbau und Weben der Stoffe nicht miteinbezogen.  Problematisch ist, dass in der EU produzierte Textilien automatisch und ohne Prüfung den Anforderungen des Siegels entsprechen. Insgesamt liegen die Qualitätsstandards des Grünen Knopfes unter dem Niveau anderer bereits bestehender Siegel: Es ist beispielsweise beim Grünen Knopf kein externes Monitoring der Standards vorgesehen. Darüber hinaus wird durch die angedachten Mindestlöhne nicht immer ein existenzsicherndes Gehalt gewährleistet.

Damit der Grüne Knopf nicht einfach ein weiteres Siegel ist, sondern einen wahren Mehrwert schafft, müssen aus Sicht der KLJB Deutschland folgende Aspekte gewährleistet werden: Das Siegel muss die Einhaltung sozial-ökologischer Standards in der gesamten Wertschöpfungskette sicherstellen. Um Klarheit für die Verbraucher*innen zu schaffen, sollte ein staatliches Siegel nicht auf einer freiwilligen Teilnahme beruhen, sondern eine Verpflichtung für alle Unternehmen sein. Nur so kann das staatliche Siegel seiner Verantwortung und dem Vertrauensvorschuss der Konsument*innen gerecht werden.