Papst lässt in der Katholischen Kirche alles beim Alten

Nachsynodales Schreiben des Papstes zur Amazonas-Synode veröffentlicht

Für die Katholische Landjugendbewegung ist das heute veröffentlichte nachsynodale Schreiben „Querida Amazonia“ von Papst Franziskus im Nachgang der Amazonas-Synode Ermutigung und Ernüchterung zugleich. Während der Papst einerseits eine ganzheitliche nachhaltige Entwicklung im Amazonasgebiet anmahnt, bleiben die erhofften Signale, die neue Wege in der Katholischen Kirche ermöglicht hätten, aus.

Bereits im Oktober 2019 fand eine Sondersynode zum Thema „Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“ statt. Bereits die Berichterstattung über die Synode wurde maßgeblich von zwei Themen dominiert. Zum einem stand die Frage nach einer möglichen Priesterweihe für verheiratete Männer, die sogenannten „viri probati“, und zum andern die Frage nach neuen Ämtern für Frauen in der Katholischen Kirche im Fokus. „Beides sind aus der Perspektive der Kirche in Deutschland gerade sehr drängende Themen“, bekräftigt KLJB-Bundesseelsorgerin Carola Lutz. „Diese werden in Deutschland derzeit auch im Rahmen des Synodalen Weges bearbeitet.“

Weiterhin keine verheiratete Priester oder neue Ämter für Frauen

Das Abschlussdokument der Synode hatte für Regionen mit hohem Priestermangel empfohlen, die Weihe für verheiratete Männer, die zuvor ständige Diakone waren, möglich zu machen. Der allgemeine Zölibat sollte jedoch bestehen bleiben. Die Hoffnungen an das nachsynodale Schreiben waren somit groß, jedoch zeigte Papst Franziskus darin nun nur wenig Reformwillen und empfahl stattdessen den lateinamerikanischen Bischöfen, Missionare nach Amazonien zu entsenden, um auf den Priestermangel zu reagieren.

Der vielfach geforderte Diakonat der Frau fand bereits während der Synode mehrheitlich keine Unterstützung und auch Papst Franziskus spricht sich nun in seinem Schreiben lediglich dafür aus, dass Frauen in der Katholischen Kirche zwar einen Platz haben müssten, jedoch nur außerhalb von Weiheämtern. „Die KLJB hat bereits auf ihrer Bundesversammlung 2014 beschlossen, einen offenen Dialog über die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern zu führen“, erläutert KLJB-Bundesseelsorgerin Carola Lutz die Position der KLJB. „Die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern ist mit dem aktuellen päpstlichen Schreiben als Thema nicht vom Tisch, sondern muss in offener Kommunikation weiter geführt werden. Dafür wollen wir auch den Dialog im Rahmen des Synodalen Weges nutzen.“

Amazonas-Region steht als besonders schützenswert im Fokus

Neben den medial besonders beachteten kirchenpolitischen Themen sieht die KLJB in anderen Bereichen durch das nachsynodale Schreiben eine große Chance für die kirchliche und gesellschaftliche Entwicklung. „Die Anerkennung der Schuld der Katholischen Kirche für Vergehen während der Kolonialisierung Südamerikas sowie der in der Synode gestartete interkulturelle Dialog sind für die Verständigung der Völker und ein friedliches Zusammenleben wichtige Schritte“, erklärt Stephan Barthelme, Bundesvorsitzender der KLJB. „Die zahlreichen Kulturen in der Amazonasregion werden im Synodalprozess wahrgenommen und wertgeschätzt, wodurch die bisher stark eurozentrisch geprägte Katholische Kirche sich und das Leben in Gemeinden der Region weiterentwickeln kann. Papst Franziskus kann dieses Anliegen als erster Papst aus Lateinamerika innerkirchlich glaubhaft voranbringen.“

Die Katholische Landjugendbewegung unterstützt den besonderen Fokus des Synodenpapiers, der auf einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen dieser Erde gelegt wird, und unterstreicht die Bedeutung der Umwelt-Enzyklika Laudato Si‘ für die Amazonasregion. „Mensch, Kultur, Tierwelt und Natur des Amazonasbeckens sind einzigartig auf dieser Erde und besonders schützenswert“, betont Stephan Barthelme weiter. „Dieses Anliegen trägt die KLJB mit ihren Mitgliedern und ihren lateinamerikanischen Partner*innen ausdrücklich mit, da es einen entscheidenden Beitrag zur Verständigung und zu einer nachhaltigen Entwicklung leistet.“