Das Ökosystem Wald
Das Ökosystem Wald hat einen unfassbaren Wert. Wir, als KLJB, fühlen uns der Natur sehr verbunden und deshalb wollen wir unseren Beitrag dazu leisten, den Wald mit all seinen Funktionen zu erhalten und zukunftsfähig zu gestalten. Nur ein Wald, der nachhaltig bewirtschaftet wird, kann weiter als solcher bewahrt und gepflegt werden. Daher setzen wir uns für einen verantwortungsvollen und wertschätzenden Umgang mit dem Wald ein. Der Bundesarbeitskreis Ländliche Entwicklung hat sich intensiv mit dem Thema befasst.
Aktuelle Situation unseres Waldes
Das Ökosystem Wald bietet vielen Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Insekten einen Lebensraum und leistet somit einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. Mit einem Anteil von 30 % der Gesamtfläche Deutschlands trägt der Wald durch die Bindung von CO2 und Feinstaubfilterung im Wesentlichen zum Klima- und Umweltschutz bei. Auch lebenswichtige Schutzfunktionen, wie Bodenschutz, Grundwasserbildung und Temperaturausgleich werden von ihm übernommen. Neben dem Lebensraum für Flora und Fauna liefert uns der Wald zudem den nachwachsenden Rohstoff Holz. Der Wald in Deutschland befindet sich zu 4 % in Staats-, 29 % in Landes-, 19 % in Körperschafts- und 48 % in Privatbesitz. 1,4 % des Privatwaldes werden von der Evangelischen und Katholischen Kirche verwaltet. Der restliche Privatwald ist durch bäuerliche Besiedelung oder Erbteilung, Teilung von Gemeinschaftsland oder Aufforstung landwirtschaftlicher Flächen überwiegend klein strukturiert, was oft in Waldflächen von weniger als 20 Hektar resultiert.
Für alle Waldbesitzer*innen gilt, dass der Wald nachhaltig bewirtschaftet werden muss, damit er weiter als solcher bewahrt und gepflegt werden kann. Fast flächendeckend litt der Wald besonders unter den vergangenen heißen Sommern. Lange Trockenperioden führten zu Dürreschäden, welche den Befall durch Schädlinge noch begünstigten. Darüber hinaus führt eine konstant intensive Bewirtschaftung zu einer hohen Beanspruchung, wodurch die natürliche Überlebensfähigkeit des Waldes an ihre Grenzen kam und immer noch kommt.
Für unsere Gesellschaft fungiert der Wald unterdessen nicht nur als notwendiges Medium für den Klimaschutz, Artenvielfalt und als Wirtschaftsobjekt, sondern ist seit mehreren Jahrzehnten ein wichtiger Erholungsort. Dabei hat gerade die jüngere Vergangenheit gezeigt, dass ein Großteil der Menschen und v.a. wir in der KLJB der Natur sehr verbunden sind und gerne im Grünen verweilen. Auch wird der Wald vermehrt als Ort zur waldpädagogischen Nutzung und Bildung eingesetzt sowie dessen Erholungs- und Gesundheitsfaktor wahrgenommen. Aus diesen Gründen wollen wir unseren Beitrag dazu leisten, dieses unentbehrliche Ökosystem zu erhalten und zukunftsfähig zu gestalten.
Aspekte für einen nachhaltigen Waldumbau
Eine zukunftsfähige Waldstruktur sehen wir im Anbau von Dauermischwäldern. Ein Wechsel von Monokulturen, oftmals in Form von Nadelwäldern, hin zu verschiedenen Altersstrukturen und Baumarten gewährleistet die Widerstandsfähigkeit des Waldes. Eine Erhöhung der genetischen Varianz streut das Risiko gegenüber biotischen und abiotischen Einflüssen. Je höher die Resilienz und Resistenz des Waldes gegenüber Störungen ist, desto geringer ist die Notwendigkeit des Einsatzes von sekundären Schutzmaßnahmen wie z.B. Pflanzenschutzmitteln, wobei hierbei generell auf ökologische und biologisch abbaubare Pflanzenschutzmittel zurückgegriffen werden sollte und nur, wenn nicht anders möglich, auf chemische Pflanzenschutzmittel. Darüber hinaus müssen für Neuanpflanzungen klima- und standortangepasste Baumarten verwendet werden. Hierbei ist es wichtig, auch nichtheimische Baumarten in Betracht zu ziehen, welche allerdings auf den jeweiligen Standorten keine invasive Ausbreitung aufweisen dürfen. Der Ausbau der Saatgutforschung, -züchtung und -vermehrung ist für die Umsetzung ein wichtiger Faktor, da ein akuter Mangel an Forstpflanzen und -saatgut herrscht. Eine stärkere Forschungsförderung ist somit essenziell, um den Wald zukunftsfähig gestalten zu können.
Eine nachhaltige Bewirtschaftung kann zusätzlich durch Einzelbaumentnahme, Femel- oder Lochhieb unterstützt werden. Dies verhindert einen Kahlschlag und schafft Raum für Naturverjüngung. Letztere benötigt wiederum eine angepasste Jagd, um Wildschäden so gering wie möglich zu halten. Zur Sicherung der Artenvielfalt ist bei der Entnahme von Bäumen darauf zu achten, ausreichend Altholzanteil und Habitatbäume zurückzulassen. Eine besonders nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes, unter der Berücksichtigung der Artenvielfalt, muss von der Politik mittels Verteilung von Fördermitteln unterstützt werden.
Auch der Waldrand bietet Lebensraum für viele Tiere und schließt den Raum des Waldinnenklimas ab. Deshalb ist es wichtig, dass dieser bei der Gestaltung des Waldes ebenso berücksichtigt wird. Für das zurückgelassene Totholz ist allerdings die verbleibende Menge mit Bedacht abzuwägen, da dieses die Waldbrandgefahr steigert und eine Gefahr für Waldarbeiter*innen durch leichtes Abstürzen erhöht. Rückegassen und Bewirtschaftungswege sind notwendig für einen sicheren Abtransport des Holzes. Außerdem dienen sie auch als Rettungswege und notwendige Infrastruktur bei der Waldbrandbekämpfung. Sie müssen mit einem größtmöglichen Abstand zueinander angelegt werden, auch wenn dies bedeutet, andere Methoden und Maschinen zur Ernte und Pflege einzusetzen, als es in der Vergangenheit üblich war.
In jedem Fall ist bei der ökonomischen Nutzung des Waldes darauf zu achten, bodenschonend zu arbeiten, um starke Verdichtungen zu vermeiden, da diese die Wasserspeicherkapazität des Waldbodens beeinträchtigt. Möglichst kurze Transportwege des Holzes zu den weiterverarbeitenden Betrieben ermöglichen eine Wertschöpfung in der Region.
Um neben den ökologischen und ökonomischen Aspekten auch die sozialen Anforderungen der Gesellschaft gegenüber dem Wald zu berücksichtigen, ist eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit notwendig. Wälder müssen stärker zur Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention sowie zur Rehabilitation eingebunden werden. Dabei können beispielsweise Gesundheitskurse im Wald stattfinden und Sportangebote, besonders für den Stressabbau, ermöglicht werden. Des Weiteren ist eine touristische Nutzung im Kontext einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und -nutzung möglich, indem naturnahe Wander- und Fahrradstrecken oder Baumwipfelpfade erschlossen werden. Hierfür sollte auf im Wald vorkommende Rohstoffe zurückgegriffen werden. Außerdem sollten insbesondere Naturschutzgebiete gewahrt werden. Insgesamt dürfen die Anforderungen des Menschen jedoch nicht über denen des Waldes stehen, sondern es muss in Synergie mit dem Wald agiert werden. Dazu trägt auch eine stärkere Umweltbildung im Sinne der BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) in allen Altersklassen bei, indem beispielsweise das Angebot im Bereich von Waldkindergärten, naturnahem Unterricht, Waldtagen oder -wochen und Lehrpfaden ausgebaut wird.
Neben schulischer Bildung sollte zudem die Jugendverbandsarbeit gefördert werden, die speziell Bezug zum Wald nimmt. Eine Vielzahl an Berührungspunkten der Umweltbildung mit dem Wald führt in der Folge zu einer gesteigerten Wertschätzung für dieses Ökosystem und einem verantwortungsvollen Verhalten gegenüber diesem. Zur Bewusstseinsschaffung trägt auch eine sensibilisierende Öffentlichkeitsarbeit bei, damit der Wald auch nachfolgenden Generationen zur Verfügung steht. Eine Nutzung des Waldes durch Privatpersonen ist in Zukunft nur möglich, wenn der Wald sauber hinterlassen wird, Ruhe- und Schonzeiten im Wald eingehalten und vorgegebene Wege nicht verlassen werden.
Unsere Forderungen für einen zukunftsfähigen Wald
Die Gestaltung eines zukunftsfähigen Waldes stellt die Menschen vor eine große Herausforderung. Gerade zwischen den drei Säulen der Nachhaltigkeit „Ökologie“, „Ökonomie“ und „Soziales“ besteht ein stetes Wechselspiel, für das ein umsetzbarer, praxistauglicher Kompromiss gefunden werden muss. Um intakte Waldsysteme zu bewahren und einen nachhaltigen Umbau des Ökosystems Wald weiter voranzubringen, müssen Beratungsangebote für Waldbesitzer*innen ausgebaut und Fördermittel gezielter eingesetzt werden. Hierbei ist unumgänglich, deren Beantragung unkompliziert auszugestalten und die damit verbundenen Anforderungen konkret auszuformulieren. Zudem ist es essentiell, die Forschung hinsichtlich eines gesunden Waldes zu fördern, da nur mit erweiterten wissenschaftlichen Erkenntnissen ein Umbau effizient erfolgen kann. Darüber hinaus gilt es, die Gesellschaft für eine nachhaltige Nutzung des Waldes zu sensibilisieren und einen verantwortungsvollen Umgang gegenüber dem Ökosystem Wald zu erreichen.
Daher fordern wir als KLJB den Umbau der deutschen Wälder zu einem zukunftsfähigen Waldbestand durch die Umsetzung der erläuterten Maßnahmen. Zudem müssen die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden, dem Anspruch des verantwortungsvollen Umgangs gegenüber dem Ökosystem Wald durch die Gesellschaft gerecht zu werden.